Tiny House Wissen: Anhänger

Es ist nicht einfach, im Internet Infos über die richtige Art Anhänger für ein Tiny House zu finden. Hier ein paar Entscheidungshilfen. :-)

Was muss ich bei der Wahl des Anhängers beachten? Was für Entscheidungen stehen an?

 
In diesem Blog-Eintrag findest du meine Tipps aus der Retrospektive für Anhänger-Bestellende: https://www.tiny-house-projekt.ch/2016/11/25/der-erste-tiny-house-bau-tag-d/

1) a) Tiny-House-Anhänger oder b) Zirkuswagen-Anhänger?
a) Tiefgelegt auf 45cm, Loft daher möglich, ca. 750kg Eigengewicht, ist jedoch auf 3.5 Tonnen Gesamtgewicht ausgelegt, kann mit normalem PKW gezogen werden, nur mit Auffahrbremse und wenig Kabel etc., daher günstig (neu ca. 5000 Franken). Statisch nur möglich bis ca. 7 oder 8 Meter, wenn du länger gehen willst, musst du auf das stärkere Zirkuswagen-Chassis umsteigen und auf die Loft verzichten. Occasion findest du kaum etwas.
b) Höhergelegt auf ca. 1m, Loft daher nicht mehr möglich, dafür kannst du in die Länge gehen bis ca. 10m. Muss in der Regel mit Traktor gezogen werden, ziemlich verkabelt und sehr solide, kann gut 5 oder 6 Tonnen tragen, manchmal sogar bis zu 10 Tonnen... Neu kann dich das schnell 15'000 oder noch einiges mehr kosten; daher würde ich hier auf Occasion-Anhänger setzen, die es auch ab und zu zu finden gibt.

2) a) Neu kaufen oder b) Occasion kaufen?
a) Neu kaufen: Eignet sich besonders für tiefgelegte Tiny-House-Anhänger, und nicht die gängigen Zirkuswagen-Anhänger. Kostet mehr, ist dafür gemäss deinen Wünschen auf Mass gefertigt, solide, feuerverzinkt (= ziemlich lange rostfrei) und du musst nichts mehr dran ändern, kannst sofort mit Bauen loslegen. Ich habe es so gemacht und würde jederzeit wieder einen neuen Anhänger kaufen.
b) Occasion: Eignet sich besondes gut für höhergelegte Zirkuswagen-Anhänger. Du sparst einiges an Kosten (so was findet man ab 500 Franken, wenn man Glück hat). Dafür musst du als Erstes Zeit investieren ins Wiederaufpolieren des Anhängers; Schleifen, Flexen, Sandstrahlen in einer Fabrik, nochmal anstreichen, Teile ersetzen, allenfalls Räder oder Achsen ersetzen (z.B. mithilfe eines Landmaschinenmechanikers). Dies kostet ebenfalls und man investiert einiges an Zeit; ausserdem musst du wissen, was du tust, brauchst also vielleicht Anleitung.

3) a) Gewicht bis 3.5 oder 4 Tonnen Gesamtgewicht oder b) mehr Gewichts-Spielraum beim Aufbau?
Hier kommt's drauf an, was du so planst, obendrauf zu bauen und vor allem, wie gross dein Tiny House wird. Je grösser dein Tiny House ist, desto schwieriger wird es natürlich, die 3.5 Tonnen Gesamtgewicht eines PKW-Tiny-House-Anhängers einzuhalten.
a) Planst du ein Tiny House von 5-7 Metern und bist bereit, auf schwere Materialien, einen Riesenofen, IKEA-Spanplatten-Schränke und meterhohe Fenster zu verzichten, kannst du den Tiny-House-Anhänger wählen.
b) Planst du ein Tiny House ab 7 Metern und bist froh, wenn du nicht mit einer Stoff-Badezimmertür auskommen musst und Schränkchen nach Lust und Laune einbauen kannst, wähle lieber den Wagen-Anhänger.

4) Hast du mehr a) Zeit oder b) Geld?
a) Wenn du Zeit hast und jemanden, der dich beraten kann, dann wähle vielleicht ein Occasion-Chassis, das du mit etwas Eigenaufwand wieder tiptop in Schuss bringen kannst.
b) Wenn du keine Zeit hast, um dich mit dem Chassis herumzuschlagen, dafür ein bisschen Geld in die Hand nehmen kannst, dann nimm lieber ein nagelneues Chassis.

5) Möchtest du den Wagen auf a) einen Kies- oder Parkplatz oder b) eine Wiese stellen?
a) Dafür eignen sich Tiny-House- und Wagen-Anhänger gleich gut.
b) Dafür eignen sich, habe ich mal von meinem Wagenbauprofi-Schreiner gehört, die Wagen-Chassis besser. Dies vielleicht, weil diese grössere Räder haben und die Achsen in der Regel an den Seiten der Ladefläche sind und nicht in der Mitte der Ladefläche. Deshalb sind sie vielleicht etwas geländegängiger als ein tiefgelegter PKW-Anhänger.
--> Vergiss aber nicht, man kann ja in eine Wiese auch ein paar Bretter an den Boden legen, und dann sollte da auch ein Tiny-House-Anhänger kein Problem haben... Plus: Man darf ein Tiny House nicht einfach in irgendeine Wiese stellen, und da du vielleicht Strom und Wasser brauchst, wirst du sowieso eher neben einem Haus oder Gebäude stehen als mitten in der Wiese.

Occasionen:

Da kenne ich mich nicht so aus. Frag bei einem Zirkus nach, schau auf Ricardo und Anibis nach, rufe Wagenbaufirmen an oder frag Bauern an, ob sie noch was auf Lager haben...

Neu kaufen:
-(Fast) Jeder Anhängerprofi in der Schweiz kann dir ein massgefertigtes Chassis bauen. Geh an ein Gespräch, besprich deine Pläne und lasse dir verschiedene Offerten erstellen. Sie liefern dir deinen Anhänger auch und generell halte ich dies für eine gute Idee, wenn du dir zutraust, genau zu planen und zu kommunizieren, was für einen Anhänger du brauchst. Vorteil: Nähe, daher preisgünstig, kannst alles mitbestimmen nach deinen Wünschen.
-Niederländische Tiny-House-Anhänger-Firma: http://www.vlemmix.de/151.html

=> Diese zwei Tiny-Housers haben ihren Tiny-House-Anhänger von Vlemmix, für Erfahrungsberichte dort mal nachfragen.

Wenn du planst, deinen PKW-Tiny-House-Anhänger selber zu "zeichnen" (bzw. zu entwerfen, denn die Anhängerprofis machen dann natürlich noch einen "richtigen" professionellen Plan): Melde dich nochmal bei mir, denn es gibt ca. 3 verschiedene Arten, wie du einen Anhänger aufbauen kannst.

Mehr über meinen Besuch beim Anhängermacher hier.

• Wie nennt man diese Art Anhänger?
• • Dieser Anhänger fällt eigentlich in die Kategorie Hochlader, weil sich die Räder ja "unter" der Ladefläche befinden bzw. sicher nicht wie beim Tieflader seitlich der Ladefläche. Allerdings ist der Tiny-House-Anhänger ein bisschen ein Zwischending, denn anders als bei den normalen Hochladern ist das Fahrwerk so niedrig gebaut, dass die Räder über die Ladefläche rausschauen.
• Was sagt der Experte - sollte man 2 oder 3 Achsen einbauen, um ein so schweres Ding zu halten?
• • 2 Achsen sind besser. 3 Achsen sind eine Art Auslaufmodell - man baut nicht mehr so gerne mit 3 Achsen, weil der Radverschleiss grösser ist, die kleineren Räder schwierig zu bekommen ist und das Fahrwerk schneller abgenutzt ist.
  • Man kann mit der Grösse der Pneus "spielen", damit der Anhänger ideal ist für das Tiny House.
• Welche Grösse der Pneus würde er empfehlen?
• • 13 oder 14 Zoll.
• Wo macht es am meisten Sinn, die Achsen zu platzieren?
• • In der Mitte des Anhängers.
• Was ist die maximal erreichbare Tiefe der Ladefläche?
• • 45 cm bis an der Oberkante der Anhängerfläche. D.h. 3.55m reine Haushöhe! :-)
• Welches Material ist empfehlenswert?
• • Feuerverzinkter Stahl. (Verzinken tut man den Stahl, damit er nicht rostet. Und Stahl ist viel stabiler als Aluminium, obwohl Letzteres leichter wäre [hab ich aus einem Youtube-Video]).
• Normalerweise ist ein Anhänger ja dafür gemacht, dass er eine Ladung in seiner Mitte tragen kann. Wie erreicht man Stabilität, wenn der Anhänger das Hauptgewicht auf seinen Seiten hat?
• • Mit diesen einfachen Querverstrebungen wie auf den Screenshots. Denn die Anhängerränder sitzen ja dann direkt auf den Achsen und die halten auch ein Gewicht eines Tiny Houses.
• Welche Form der Querverstrebungen würden Sie empfehlen? Die Morrisons (Tiny-House-Build) haben U-förmige Verstrebungen, damit sie die Aluplatten von unten festschrauben und die Isolation drauflegen können.
• • U-förmig ist okay, mehr Stabilität würden geschlossene 'Balken' geben (vielleicht nennt man das dann passend O-Förmig?). Er könnte mir alternativ in jedes 'Abteil' des Anhängers zwei Winkel an die Verstrebungen machen, sodass man die Aluplatten trotzdem gut befestigen und die Isolationsplatten bequem reinlegen kann.
• Wie viel kostet es, einen solchen Anhänger massfertigen zu lassen?
• • Ca. 5000 Franken!
• Oder gäbe es etwas Günstigeres ab Lager, das man u.U. anpassen könnte für Tiny-House-Bedürfnisse?
• • So was Ähnliches gibt es nicht ab Lager. Anpassen wäre irgendwie unnütz und vermutlich teuer. Also lieber machen lassen.
• Und wie lange geht es, so einen Anhänger zu machen?
• • 4-6 Wochen.
• Wie läuft das dann, machen sie Bremsen und so gleich rein?
• • Das gehört zum 'Service' dazu. Alle ihre Anhänger kommen 'vorfahrfertig', also mit allen nötigen Bremsen, Blinkern, Stützen, Vorrichtungen, ... Dann könnte ich den Anhänger abholen, mein Häuschen draufbauen und für die "Abnahme" (weiss nicht ganz, was das ist) zurückkommen und meine Baute checken lassen.
• Gibt es Kosten, die beim Strassenverkehrsamt für einen Anhänger anfallen?
• • Einen Anhänger muss man irgendwie alle paar Jahre vorführen und falls man einen Gas-Tank hat, muss man alle 2 Jahre eine Gasabnahme machen. Das kostet natürlich, aber die Kosten halten sich im Rahmen (100 bis 300 Franken). Auch hat Herr Stüssi etwas von einer jährlichen Abnahme gesagt, die irgendwie 300 Franken kostet; aber leider weiss ich jetzt nicht mehr, ob ich da nicht ein paar Dinge vermische. Jedenfalls: Alles machbar!!
• Könnten sie bei der Anfertigung bereits an den richtigen Stellen Löcher in den Anhänger bohren, damit es für mich einfacher wäre, die Aluplatten bzw. die Holzplanken am Anhänger zu befestigen?
  
• • Das ist kein Problem, man muss einfach sagen, wo man die Löcher gerne hätte.