Hier möchte ich mit euch die Eckdaten teilen, die ich benutzt habe, um meine Wände zu planen. Wichtig: Es gibt tausende Möglichkeiten, ein Tiny House zu bauen -
jeder kann es anders machen. Ausserdem bin ich kein Profi und schreibe hier einfach hin, was ich zu wissen meine. ;-)
Datum | Thema | Blog-Eintrag |
Mai 2016 | Besuch beim Zimmermann | Link zum Blog-Eintrag |
Oktober 2016 | Welches Material zur Innenverkleidung der Wände 1 | Link zum Blog-Eintrag |
Oktober 2016 | Welches Material zur Innenverkleidung der Wände 2 | Link zum Blog-Eintrag |
Dezember 2016 | Wände bauen + Holz | Link zum Blog-Eintrag |
Dezember 2016 | Mittelwand bauen | Link zum Blog-Eintrag |
Januar 2017 | Wandrahmen | Link zum Blog-Eintrag |
Februar 2017 | Wände aufstellen 1 | Link zum Blog-Eintrag |
April 2017 | Wände aufstellen 2 | Link zum Blog-Eintrag |
Ich habe mich umentschieden und mache den Wandaufbau neu so (von innen nach aussen):
So wollte ich die Wand früher aufbauen (ist auch eine Möglichkeit, aber arbeitsintensiver):
Insgesamt habe ich für die Dicke der Wand ca. 14 cm eingerechnet.
Höhe lange Wände innen (Wohnzimmer): 2300mm
Höhe lange Wände innen (bei Loft): 3070mm
Höhe kurze Wände, bis in Giebel: 3270mm
Höhe Loft: 900mm auf Seiten, 1100mm im Giebel => Viel mehr als 1 Meter kann man fast nicht rausholen
Höhe Raum unter Loft: 2070mm
Dachwinkel steil: 38°
Dachwinkel flach: 10°
Grundsätzliches
Die Wände eines Tiny House oder eines Wagens bestehen aus einem sogenannten Holzständerwerk. Das bedeutet: Zusammengesteckte oder -geschraubte (oder sonst wie miteinander verbundene) Holzbalken beliebigen Formats ergeben gemeinsam eine in sich abgeschlossene Wand (siehe Bilder unten). Ständer nennt man die senkrechten Balken, die stehen. Das alleine macht aber noch keine Wand. Wichtig ist zunächst, dass sich die Wand nicht mehr verbiegen kann, sobald sie mal steht. Es ist also eine Aussteifung der Wände nötig.
Es gibt viele Konzepte, wie man das machen kann, und die lassen sich für ein zufriedenstellendes Ergebnis auch kombinieren. Da ich überhaupt kein Profi bin, liste ich hier mal auf, wovon ich so gehört habe und was eine aussteifende Wirkung auf die Wand hat:
Je nachdem, welche Aussteifungstechnik(en) man wählt, ergeben sich einige mögliche Kombinationen, wie man sein Tiny House aufbauen und planen kann. Welche Kombi die beste ist, weiss ich nicht. Einige Kombis sind wahrscheinlich auch nicht empfehlenswert.
Ich persönlich habe (bis jetzt, Stand März 17) keine diagonale Balken und Querbalken in meinen Wänden und habe mich bei der Planung ganz auf die Platten innen verlassen. Natürlich möchte ich auch die Wände aneinander befestigen (dann bewegt sich schon mal kaum mehr was), und zum Schluss kommt eine Fassadenschalung aussen drauf.
Verschiedene Möglichkeiten, Platten zur Aussteifung zu verwenden
Hinweis: Über die verschiedenen Materialien werde ich mehr unter Materialkunde schreiben.
OSB-Platten: Immer auf der Innenseite des Raumes befestigen. OSB-Platten sind sehr dicht und lassen kaum Feuchtigkeit durch. Sie haben also eine dampfbremsende Wirkung. Eine Dampfbremse sollte man immer auf der inneren Seite des Raumes verwenden, da man möchte, dass Feuchtigkeit, die in die Wände und in die Dämmung gelangt, nach draussen transportiert werden und entweichen kann. Hätte man das OSB auf der Aussenseite des Raumes, würde die Feuchtigkeit aus dem Innenraum barrierelos in die Wände eintreten und von dort nicht mehr entweichen können, da das OSB im Weg steht. Die Feuchtigkeit im Innenraum soll rausgelüftet werden und nicht durch die Wände diffundieren.
Anmerkung: Viele Tiny Housers aus den USA verwenden OSB auf der Aussenseite des Hauses. Hier in der Schweiz sind sich alle einig, dass OSB auf der Innenseite verwendet werden muss. Ich vermute, der Grund liegt an den unterschiedlichen Feuchtigkeitsverhältnissen. In der Schweiz ist es generell in den Räumen feuchter als draussen, deshalb will Feuchtigkeit zum Ausgleichen durch die Wand nach draussen. Die Dampfbremswirkung muss also auf der Innenseite des Hauses wirken, um den feuchten "Dampf" gleich zu stoppen. In den USA ist die Luft draussen z.T. feuchter als in den Räumen, entsprechend muss der "Dampf" daran gehindert werden, durch die Wand in die Häuser zu dringen. Heisst: Dampfbremswirkung muss auf der Aussenseite des Hauses wirken.
Sperrholzplatten: Werden, soweit ich gesehen habe, auch bevorzugt auf der Innenseite verwendet. Haben eine sehr gute aussteifende Wirkung. Ich weiss nicht, ob man die allenfalls auch auf der Aussenseite verwenden könnte, da ich nicht weiss, wie dampfdiffusionsdicht diese Platten sind.
Anmerkung: Tiny Housers aus den USA verwenden Sperrholz ebenfalls oft auf der Aussenseite.
Holzfaserplatte: Diese steifen Platten aus Holzfasern haben zusätzlich eine dämmende Wirkung. Diese kann man aussen an den Wänden befestigen. Profi-Technik: Die Wagenbauer vom Holzlabor verwenden z.B. leichtere/dünnere Ständer für ihre Wände, sodass die Wände immer noch konstruktiv gut halten, aber kompensieren den reduzierten Platz für Dämmung in den Wänden mit den Holzfaserplatten aussen. So sind ihre Wände zwar fast gleich dick wie z.B. meine Wände, aber insgesamt leichter.
Ständer mit OSB-Platten (mit oder ohne Nut und Feder) planen
Zunächst einmal: Um die Ständer zu planen, ist sehr wichtig, dass man vorher schon ein Design im Kopf hat und weiss, wo die Fenster und Türen liegen werden. Ebenfalls ist es ratsam zu wissen, wo das Ofenrohr liegen wird sowie die Wasserrohre durchgeleitet werden - vorausgesetzt, man möchte die Wasserrohre IN der Wand verbauen. Verlegt man diese aufputz, ist ja wurscht, wo die Ständer liegen. Entscheidet man sich wie ich dafür, sich für die Aussteifung auf innenliegenes OSB zu verlassen, gibt es 2 Möglichkeiten, die Ständer zu planen.
1) Man verlegt die OSB-Platten so, dass die Stösse (= wo benachbarte Platten zusammenstossen) direkt auf den Ständern landen, wo sie befestigt werden. Haben wir z.B. einen 60mm-Ständer, so sind die einen 30mm von der linken OSB-Platte und die anderen 30mm von der rechten OSB-Platte bedeckt.
Für diese Verwendung müssen die OSB-Platten keine Nut und Feder haben.
Vorteil: Keine nerviges Nut-und-Feder-Gemurkse. (Kann schwierig sein, die ineinander zu schieben und man muss sich immer überlegen, mit welcher Seite man unten oder oben an der Wand beginnt.) Und automatisch sehr aussteifende Wirkung.
Nachteil: Man muss die Ständer entweder gemäss dem Plattenformat planen oder die Platten gemäss den geplanten Ständern zuschneiden. => Könnte zu viel Abfall-Stücken führen.
2) Oder man verlegt die Platten, sodass die Stösse zwischen den Ständern landen. Die Platten werden an einem beliebigen Ort 'innerhalb' der Platte auf den dahinterliegenden Ständern befestigt.
Damit die OSB-Plattenränder nicht herumeiern und ihre aussteifende Wirkung verlieren, müssen die OSB-Platten für diese Verwendung Nut und Feder haben. Diese OSB-Platten nennt man OSB-Verlegeplatten und im Baumarkt findet man die unter diesem Namen. Die Plattenränder werden also zusammengesteckt und wirken im Kollektiv wie eine grosse, einheitliche Wand.
Vorteil: Man muss sich bei der Planung der Ständer um keine Plattenformate kümmern, sondern kann die Ständerabstände z.B. passend zur Dämmung wählen. Oder einfach frei wählen. Bzw. man muss die Platten kaum zuschneiden, wenn man sie befestigt. => Wenig Abfall.
Nachteil: Nut-und-Feder-Gemurkse. Allenfalls etwas weniger aussteifende Wirkung (?).
Ich habe mich für die 2. Technik entschieden. Diese beschreibe ich im Folgenden genauer.
Update: Ich habe mich jetzt wieder umentschieden und wende die 1. Technik an. ;-) Ich habe mich entschieden, kein OSB und stattdessen Sperrholz zu benützen (kann man direkt bemalen und sieht schön aus --> weniger Arbeit), und da diese nicht mit Nut und Feder geliefert werden, muss ich Technik 1 anwenden.
Ständer mit Sperrholzplatten (ohne Nut und Feder) planen
Mit Platten, die keine Nut und Feder haben (z.B. Sperrholzplatten aller Art), muss man auf die 1. Technik zurückgreifen. Man passt die Platten den Ständern an.
Abstand zwischen den Ständern
Als idealen Abstand habe ich 59cm gewählt, und zwar, weil die meisten Dämmungsmaterialien in Streifen von 60cm Breite geliefert werden. So kann man die 60cm-Streifen zwischen zwei Ständer pappen.
Dieser Abstand lässt sich aber nicht überall einhalten, denn da und dort kommt ja noch ein Fenster rein. Dieses verschiebt dann die Ständer. Ich habe diese nach Lust und Laune angepasst, aber immer darauf geschaut, dass möglichst viele Ständer immer noch 59cm auseinander sind. Wo sich wegen der Fenster ein grösserer Abstand als 59cm ergeben hat, habe ich einen weiteren Ständer eingeplant.
Ausserdem lohnt es sich, die Fenster so einzuplanen, dass nicht zu viele zusätzliche Ständer hinzukommen (Gewicht einsparen).
FUN FACT: Ich habe jetzt gemerkt, dass ich gerne Holzfaserdämmung verwenden würde. Und die wird gar nicht im 60cm-Format geliefert, haha. :P Also habe ich ein bisschen umsonst die 59cm eingeplant...
Wer also schon weiss, dass er Holzfaserdämmung benutzt, kann doch gleich die runde Zahl 60cm als Abstand nehmen.
Wände in Sektionen bauen
Lange habe ich überlegt, ob ich die Wände am Stück bauen soll (erhöhte Stabilität) oder in Sektionen. Die Wagenbauprofis haben mir allesamt geraten, die Wände in Sektionen zu bauen. Nun gibt es aber tausende Möglichkeiten, die Wandsektionen miteinander zu verbinden.
Ich habe mich für die Möglichkeit entschieden, jeweils den oberen und den unteren Balken der Wand so zu planen, dass sie nur zur Hälfte auf einem 'Verbindungs-Ständer' landen (so wie im Bild ersichtlich). Das ergibt dann zwar etwas merkwürdige Wandteile, aber es funktioniert am Schluss, wenn alles zusammengesteckt wird.
Mit ein paar Schrauben und Winkelverbindern an den entsprechenden Stössen ist das stabil genug, um als "eine" Wand durchzugehen.
Grosses Fenster einplanen
In amerikanischen How-To-Videos lernt man eine komplett andere Art, Fenster zu "framen", als man es in der Schweiz macht. Die amerikanische Art ist recht viel komplizierter und schlussendlich hat man mehr Gewicht eingebaut. Unten eine amerikanische Beschreibung.
In der Schweiz lässt man den Cripple- und King-Stud-Salat sein und fügt einfach zwei "Fenstersimse" unten und oben am Fenster zwischen zwei Ständer ein. Weil die Ständer dann weit auseinander sind (weiter als die idealen 59cm) muss man je nach Grösse des Fensters noch ein oder zwei Balken dazwischen einfügen. Am besten so, dass sie unter- und oberhalb des Fensters in einer Linie stehen. So stützt sich das Gewicht des Fensters nicht nur auf die seitlichen Ständer, sondern auf die kleinen Ständer untendran.
Zur zusätzlichen Sicherheit könnte man noch Winkelverbinder unterhalb des Fenstersimses anbringen, oder sonst mit Metallbauteilen die Verbindungen stärken. Ich glaube aber, das lasse ich. Ich verlasse mich auf die 14cm-Schrauben, mit denen ich die Wände zusammengeschraubt habe.
Kleines Fenster einplanen
Bei kleinen Fenstern besteht manchmal die Möglichkeit, dass die seitlichen Ständer nicht mehr als 59cm auseinander sind. Dann muss man unten und oben auch keine kleinen Stützbalken einfügen.
Ich hab beim konkreten Wandbauen sogar gemerkt, dass ein Abstand von mehr als 59cm auch kein Problem ist. Meine 80x60mm-Balken sind so massiv, die halten so ein Fenster locker, auch wenn's keine Stütze hat.
Die Fensteröffnung im Bild hier ist etwas breiter als 59cm. Ursprünglich hatte ich noch eine Stütze unten und oben eingeplant.
Ecken planen
Das war etwas, worüber ich am Anfang am meisten gegrübelt habe. Wie plane ich bloss eine gute Ecke?
Im Bild seht ihr meine 3-Balken-Lösung (hab ich mir auch von Profis abgeguckt), und die funktioniert super. Das ist übrigens die Ecke, die ihr oben im Abschnitt "Kleines Fenster einplanen" im Bild seht.
Man muss die drei Balken so kombinieren, dass im Innenraum auf beiden Seiten der Ecke eine Fläche besteht, wo man die OSB-Platten später anschrauben kann. Auf diese Weise hat man das sichergestellt. Unten noch weitere Screenshots von dieser Ecke.
Diese Fragen und Antworten habe ich z.T. aus diesem Blog-Eintrag und aus dem Gespräch mit einem Zimmermann übernommen. Was ich oben schon erklärt habe, habe ich nicht mehr hier hinein genommen.